a) Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität, gehört dem Könige von Hannover und enthält 999 Feuerstellen, diverse Kirchen, eine Entbindungsanstalt, eine Sternwarte, einen Karzer, eine Bibliothek und einen Ratskeller, wo das Bier sehr gut ist. Der vorbeiflieende Bach heit ,die Leine' und dient des Sommers zum Baden; das Wasser ist sehr kalt und an einigen Orten so breit, da Lüder* wirklich einen groen Anlauf nehmen mute, als er hinübersprang. Die Stadt selbst ist schön und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht. [...]
Im allgemeinen werden die Bewohner Göttingens eingeteilt in Studenten, Professoren, Philister und Vieh, welche vier Stände doch nichts weniger als streng geschieden sind. Der Viehstand ist der bedeutendste. Die Namen aller Studenten und aller ordentlichen und unordentlichen Professoren hier herzuzählen, wäre zu weitläufig; auch sind mir in diesem Augenblicke nicht alle Studentennamen im Gedächtnisse, und unter den Professoren sind manche, die noch gar keinen Namen haben.
*Wilhelm Lüder, ein als guter Turner bekannter Göttinger Student.
b) Göttingen wäre nicht Göttingen ohne seine Universität. Aber die längste Zeit in seiner Geschichte hat es ohne sie auskommen müssen. Erst 1734 gründete Kurfürst Georg August von Hannover die ,,Georgia Augusta``, und bereits 1777 war sie mit 700 Studenten Deutschlands gröte Universität. Auch heute zählt sie mit 14 Fachbereichen, bedeutenden wissenschaftlichen Einrichtungen und 30 000 Studierenden zu den führenden deutschen Hochschulen.
Viele berühmte Professoren haben hier gearbeitet, zahllose Studenten gehörten zur historischen Prominenz. 29 Nobelpreisträger lernten oder lehrten an der Georgia Augusta. Göttingen war das Zentrum der Atomphysik. In den letzten Jahren entstand im Norden der Stadt ein neues groes Universitätsviertel, weil die alten Lehrstätten aus allen Nähten platzen.